Anfang 2019. Okay, wir haben schon Februar. Wie auch immer, ich sitze in meinem Büro und bearbeite Fotos aus dem letzten Jahr. Warum so spät? Keine Ahnung. Kennt ihr das nicht? Dass man sich nicht aufraffen kann, das eine oder andere Shooting zu bearbeiten, und schwupps… ist ein Jahr um. Und damit sich die unbearbeiteten Fotos nicht allzu sehr anhäufen, versuche ich, meine Festplatte Anfang eines jeden Jahres abzuarbeiten.
Und da findet man manchmal Sachen, die man irgendwie vergessen hat. Dann lehnt man sich zurück, klickt sich durch die Fotos und erinnert sich zurück…
… zurück an einem Wochenende Ende April. Ort: Dortmunder Westfalenhallen. Grund: Star Trek Con, Treffen mit Captain Kirk (William Shattner).
Es war ein grauer, kalter Tag. Es nieselte leicht, als wir aus unsere Autos stiegen. Heute war also der Tag, an dem ich Captain Kirk treffen würde. Aber nicht nur ihn alleine. Viele Schauspieler aus verschiedenen Star Trek-Serien geben sich hier ihr Stelldichein. Aber ich gebe zu, dass ich mich am meisten auf die alte (!) Riege freute. Es gehört zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen, in der ich samstagnachmittags mit meinem Vater vor dem Fernseher sitze, und wir zusammen die „neusten“ Folgen von Raumschiff Enterprise anschauen. So neu waren sie schon damals nicht, allerdings strahlte das ZDF diese erst Anfang der 70er Jahre in Deutschland aus. Auch wenn es sich manche heutzutage nicht vorstellen können, es gab damals noch kein Internet und somit kein YouTube, Netflix und Co. Und so starrte ich damals um nichts zu verpassen gebannt auf den „großen“ TV-Bildschirm, um Kirk, Spock, Pille, aber auch Uhura und Chekov auf ihren Abenteuern in den Tiefen des Weltalls zu begleiten.
Jetzt, knapp 45 Jahre später, begab ich mich mit meinen Freunden vorbei an bunten Plakaten, die die Helden meiner Kindheit zeigten, in die Halle.

Star Trek – this way
Im Vergleich zu der letzten besuchten ComicCon war der Andrang hier sehr überschaubar. Und das zeigte sich leider auch in der Halle. Gehört der Trekkie in der heutigen Zeit zur aussterbenden Rasse? Fast könnte man das meinen. Okay, Vorteil ist, dass ich an die vereinzelnden Tische ohne Gedränge herankam. Aber natürlich geht da auch irgendwie Atmosphäre verloren.
Ich machte das Beste draus, und tauchte in die Star Trek-Welt ein.
Es waren hier zwei Bühnen aufgebaut, auf denen später die Stars auftraten. Zum Teil war der Zutritt kostenlos (wenn Insider oder Nebendarsteller auftraten), dann aber kostete es wieder Eintritt, wenn die großen Stars kamen. Das habe ich aber dann nicht mitgemacht.

Star Trek Destination
Das haben sich auch andere Fans gedacht, die dann versuchten, über die Absperrung das eine oder andere zu erhaschen.

Deep Space 9 – Star Trek –
Es gab natürlich überall Tische, die ihre Merchandising-Produkte rund um Star Trek verkauften. Ich musste aufpassen, dass ich mein Geld nicht für T-Shirts, Tassen etc. ausgebe.
Denn die Autogramme meiner Helden waren auch nicht gerade billig. Das staffelt sich natürlich nach Bekanntheitsgrad. Und ist auch an der Schlange der Fans vor der jeweiligen Schauspielern abzulesen.
Während der eine oder die andere gelangweilt die Zeit bis zum nächsten Autogrammwunsch eines Fans mit Lesen überbrückte, bildete sich bei anderen schon weit vor der angegebenen Zeit lange Schlangen vor den Tischen. Shattner ließ sich noch Zeit, also nutzte ich diese, um mich bei Chekov und Uhura in die Schlange einzureihen.

Warten auf Uhura
Ersterer (Walter Koenig alias Pavel Chekov) war pünktlich da, so dass ich schon bald im Besitz eines Autogramms kam. Als ich so vor ihm stand, konnte ich mir kaum vorstellen, dass er jener Chekov war, den ich damals auf der Brücke der Enterprise im Fernsehen sah. Alt und müde sah er aus. Aber er war freundlich zu jedem Fan und beantwortete bereitwillig Fragen, so dass auch mal ein etwas längeres Pläuschchen entstand. Wir begnügten uns mit einem freundlichen Lächeln und belanglosem „Thank you“ und „you are welcome“.

Checov und ich
Doch dann hielt ich mein Autogramm in den Händen, stand etwas abseits des ganzen Trubels. Das gab mir die Gelegenheit, mein Teleobjektiv auf meine Kamera zu schnallen und Fotos zu machen. Das ist nicht gerne gesehen, da man auch für Fotos Geld haben will. Trotzdem gelangen mir einige Aufnahmen, bis ich dann doch entdeckt und aufgefordert wurde, sofort damit aufzuhören.
William Shattner alias Captain Kirk war immer noch nicht da, also stellte ich mich bei Nichelle Nichols alias Uhura an. Das Warten geriet zur Geduldsprobe, da sie sich sehr verspätete. Die Veranstalter machten irgendwann willkürlich einen Cut innerhalb der Warteschlange und verteilten an die hinteren Leute Karten, damit diese später ein Autogramm bekommen. Doch so lange wollte ich nicht mehr warten, schließlich wollte ich ja auch noch zu Kirk. Ich bequatschte einen Mitarbeiter, der mich dann freundlicherweise doch wieder in die erste Reihe ließ. Irgendwann drehten sich die Köpfe nach hinten. Auf einen Rollstuhl wurde Nichelle Nichols zum Tisch geschoben. In Tippelschritten bewegte sich sodann die Schlange nach vorne. Dort angekommen wird jeder darauf hingewiesen, die Schauspielerin nicht anzufassen. Fand ich komisch, hatte ich aber auch nicht vor.
Und so saß sie dann vor mir. Gebeugt über das Foto, das ich ihr gereicht hatte, und schrieb ihren Namen drauf. Kurz darauf überreichte sie es mir, wir schauten uns an und ich sagte ihr, dass es mir eine Ehre sei, sie getroffen zu haben. Sie lächelte, und schon war ich wieder weg. Auch hier nutzte ich die Gunst der Stunde, um Fotos zu machen.

Lieutenant Uhura
Auf dem Weg zu Kirk, begab ich mich noch schnell zu Connor Trinneer, der in Raumschiff Enterprise den Commander Charles „Trip“ Tucker III spielte. Ich hatte bei ihn das Gefühl, dass es ihn etwas peinlich war, für Autogramme Geld anzunehmen. Während es bei den großen Stars etwas weiter ausgelagerter war, Tickets für Autogramme zu kaufen, musste man hier der Dame links von ihn das Geld geben. Während dieser Prozedur schaute Conner immer zur Seite. Erst, als das finanzielle erledigt war, wand er sich einem wieder freundlich zu.
Ich selber wollte eigentlich kein Autogramm von ihm. Nicht, dass mir seine Rolle bei Enterprise nicht gefallen hätte. Eigentlich bin ich auch ein großer Fan dieser Serie, auch wenn sie beim Publikum durchgefallen ist. Doch das Autogramm wollte ich meinem Bruder schenken, der heute leider verhindert war. Das sage ich dem Schauspieler auch, und ich hatte das Gefühl, dass er mir das etwas übel nahm. Mit einem etwas gefrorenen Lächeln übergab er mir das Autogramm.
Doch nun wurde es Zeit für Captain Kirk. Ich stellte mich in die Schlange. Komischerweise stand sein Tisch exakt am anderen Ende der langen Reihe, weit von seinen Ex-Kollegen Chekov und Uhura entfernt. Zufall? Egal. Nach kurzer Zeit blickte ein Schrank von Bodyguard mit dem obligatorischen Knopf im Ohr um die Ecke und teilte den Veranstalter mit, dass Mr. Shattner nun käme. Und tatsächlich tauchte dieser dann auf, begab sich zu seinem Tisch und sortierte seine Stifte. Man sah, dass er gute Laune hatte. Quatschte und lachte mit den Leuten um ihn herum, gab auf alles ein Autogramm.
Schnell ging es weiter. Und dann stand ich vor ihm. Erinnerungen aus meiner Kindheit wurden wach. Ich mit meinem Vater vor diesem Röhrenfernseher, während meiner Mutter nur Kopfschütteln für diese Serie übrig hatte. Und nun blickte Captain Kirk nicht an der Kamera vorbei über die Brücke seines Raumschiffs, sondern direkt in meine Augen. Ich muss gestehen, ich war etwas ergriffen. Ich begrüßte ihn und gab ihn mein Foto. Er nahm es dankend entgegen, unterschrieb es. Ich wollte aber nicht so einfach das Autogramm nehmen und wieder gehen. Irgendwas musste ich tun. Spontan ballte ich meine rechte Hand zur Faust und hielt diese ihn entgegen. Er sah es und tatsächlich, er antwortete auf derselben Weise. Unsere Fäuste berührten sich, wir grinsten uns an…
Die Autogramme lagern nun in meinem Büro. Die Bilder sind bearbeitet. Ich lehne mich zurück und denke nach. Ja, warum nicht? Ich entscheide mich, dieses Erlebnis auf meinen Blog zu veröffentlichen. Auch wenn schon ein Jahr vergangen ist. Ich melde mich in meinem Blog an und beginne zu schreiben:
„Anfang 2019. Okay, wir haben schon Februar. Wie auch immer, ich sitze in meinem Büro…“